Monatsarchiv für Juli 2005

Mit verfälschten Landkarten in den PR-Kampf…

Mittwoch, den 27. Juli 2005

Infinite Loop, CupertinoMicrosoft lässt Apples Hauptquartier von der Landkarte verschwinden

Silicon.de berichtet über eine Lücke in Microsofts ‘Virtual Earth’ Landkartendienst. Im Gegensatz zum Kartenmaterial bei Google Maps (siehe Bild) sollen im Kartendienst des Konkurrenten alte Luftaufnahmen zum Einsatz kommen:

[...]
“Ähnlich wie Deutschland ergeht es auch dem Rivalen Apple Computers. Auf dem Luftfoto erscheint das Hauptquartier der Kalifornier nur als grauer Funktionsbau. Zudem ist nur ein verwaister Parkplatz zu sehen und nicht der Campus des Computerherstellers. Microsoft entschuldigt sich mit einer veralteten Fotografie. Googles Suchdienst, der teilweise auf das gleiche Material zurückgreift, stellt hingegen den Gebäudekomplex richtig dar.”

Original Artikel auf silicon.de: Microsoft löscht Apple von der Landkarte

Illegale Arznei im Kinderbuch

Donnerstag, den 14. Juli 2005

BilderbuchIm Deutschen Zollmuseum ist dokumentiert, auf welch einfallsreiche Weise Schmuggler versucht haben, Arzneimittel illegal per Post zu importieren.

Im Kinderbuch “Der Wolf im Schafspelz” befanden sich Diazepam-Tabletten gut versteckt hinter zugeleimten Seiten.

Es zeugt durchaus von einem feinen Gespür für Ironie, dass die Fälschung sich über den Buchtitel hier im übertragenen Sinne als Fälschung deklariert. Auch das Märchen vom “Wolf im Schafspelz” handelt vom alten Thema der Behälterfälschung.

Exponat und Meldung beim Zoll Online: Wolf im Schafspelz

Gefälschte Marmelade

Donnerstag, den 14. Juli 2005

MarmeladeBehälterfälschung mal ganz wörtlich genommen:

Billig-Marmelade in der Badewanne “veredelt”
Stade/Jork – Nach fast zweijährigem Rechtsstreit hat das Landgericht Stade ein Verfahren um gefälschte Marmelade aus dem Alten Land teilweise eingestellt. Gegen Zahlung von 900 Euro hob die Strafkammer das Urteil gegen ein Obstbauern-Ehepaar aus Westerjork auf, das Billig-Marmelade als Edel-Konfitüre verkauft haben soll. Die Bauern sollen palettenweise in der Badewanne die Industrie-Etiketten von den Gläsern gelöst und durch handschriftliche Aufkleber ersetzt haben. Der Sohn soll deswegen im Oktober vor Gericht erscheinen. Das teilte das Landgericht am Dienstag mit.

[...]

vollständiger Artikel in DIE WELT: Billig-Marmelade in der Badewanne “veredelt”

Echte Nachrichten von gefälschten Politikern

Mittwoch, den 13. Juli 2005

Jakob Maria Mierscheid, MdBMeldung von tagesschau.de:

Angeblicher Parteiaustritt
Schmutziges Spiel mit Mierscheid

Wahlkampf mit allen gemeinen Tricks – eine Falschmeldung aus Berlin lässt Schlimmes für die kommenden Wochen befürchten. Am Morgen verbreiteten die Nachrichtenagenturen Reuters und DDP eine Meldung, die die SPD im Mark erschütterte. “Abgeordneter Mierscheid verlässt die SPD” hieß es da. Aus Empörung über die Arbeitsmarktreform der Sozialdemokraten habe der gelernte Schneidermeister sein Parteibuch zurückgegeben.

News-Schock für Nachrichten-Hasen
Die Nachricht elektrisierte auch die Redaktion von tagesschau.de. Schließlich ist Jakob Maria Mierscheid nicht irgendwer. Notabene seit 25 Jahren sitzt Mierscheid für die SPD im Bundestag und wurde dort aber nie gesehen. Manchen gilt der 72-Jährige deshalb als Inbegriff des Hinterbänklers, andere halten ihn schlicht für ein Phantom.

Legendär aber waren und sind seine Presseerklärungen. Erst Ende Januar hatte er seiner Fraktion mitgeteilt, er wolle ihr “noch viele Jahre erhalten” bleiben. Mit Nikotinverzicht, Sport, fischreicher Ernährung und Beta-Blockern beabsichtige er, seine Lebenserwartung um 270 Prozent zu erhöhen.

Umso überraschender kam seine vermeintliche Ankündigung, er sei aus der SPD ausgetreten und strebe eine Kandidatur für das Linksbündnis an. Die besten Analytiker auch dieser Redaktion kamen zu einer Sondersitzung zusammen und tagten seither in Permanenz. Würde die SPD nun auseinander brechen? War dies der Todesstoß für Schröder und Müntefering? Und wie würden die Börsen, wie die fiebrigen Analysten reagieren?

Einmal Sozialdemokrat, immer Sozialdemokrat
Just als die Sender erwogen, ihr Programm für Sondersendungen zu unterbrechen, kam das Dementi. Er bleibe natürlich in der SPD, erklärte Mierscheid. Der Linkspartei müsse es “dreckig gehen, wenn sie meint, sich mit Falschmeldungen und dem Missbrauch meines guten Namens Aufmerksamkeit verschaffen zu müssen”, ließ der 72-Jährige via SPD-Fraktion erklären.

Nun rätselt “tout” Berlin, wer wirklich hinter dieser perfiden “Ente” steckt. Handelt es sich tatsächlich um einen abgeschmackten PR-Gag des Linksbündnis? Oder versuchten Konservative, einen Keil in die politische Linke insgesamt zu treiben? Oder war es ein verklausulierter Hilfeschrei der letzten Linken in der SPD? Die Jagd auf die Fälscher ist eröffnet. Jakob Maria Mierscheid wird uns auf dem Laufenden halten.

Das ganze Geheimnis: Jakob Maria Mierscheid ist ein fiktiver Politiker. Er taucht zwar mit einer Biographie auf der Internetseite des Bundestags auf, existiert jedoch nicht wirklich. Wer ihn erfunden hat, ist unbekannt. Es wird vermutet, dass sich SPD-Mitarbeiter seit Jahren einen Spaß daraus machen, Erklärungen unter seinem Namen herauszugeben.

Originalmeldung auf tagesschau.de: Schmutziges Spiel mit Mierscheid

Manipulationskennzeichen [M]

Mittwoch, den 13. Juli 2005

Bereits 1997 haben sich führende Journalisten- und Fotografen-Verbände in einer gemeinsamen Initiative auf ein “Memorandum zur Kennzeichnungspflicht manipulierter Fotos” verständigt.

— Auszug aus dem Memorandum: —

Jedes dokumentarisch – publizistische Foto, das nach der Belichtung verändert wird, muß mit dem Zeichen [M] kenntlich gemacht werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Manipulation durch den Fotografen oder durch den Nutzer des Fotos erfolgt.

Eine Kennzeichnung muß stets erfolgen, wenn:

  • Personen und/oder Gegenstände hinzugefügt und/oder entfernt werden,
  • verschiedene Bildelemente oder Bilder zu einem neuen Bild zusammengefügt werden,
  • maßstäbliche und farbliche, inhaltsbezogene Veränderungen durchgeführt werden.

— Auszug Ende —

Damit soll es dem Betrachter/Leser von veränderten Bildern ermöglicht werden, sich den veränderten Zusammenhang der Darstellung bewusst zu machen.

Sicher eine begrüßenswerte Initative. Andererseits liegt der Reiz einer Manipulation ja meist gerade darin, dass der neu hergestellte Zusammenhang gerade nicht auf Anhieb vom Betrachter entlarvt werden kann…

Vollständiges Memorandum auf freelens.com unter http://www.freelens.com/m/
Rechtliche Erläuterungen zum Memorandum auf fotorecht.de unter http://www.fotorecht.de/publikationen/mkennzeichnung.html
Artikel auf telepolis.de: Ein Bild lügt mehr als tausend Worte